Mit offenem Visier kämpfen
🇨🇭Roland Zolliker
Klar. Kumite-Kämpfe sind keine Wahlveranstaltungen. Hier stehen sich Athletin gegen Athletin, Athlet gegen Athlet offen (Foto: Oksana Duperrex, Natonalkader SKF), ohne Visier, gegenüber.
Wie im Mittelalter, als Ritter, Mut und Ehre hatten, mit offenem Visier kämpften. Etwas, was selbstverständlich sein sollte. Doch auf der obersten Stufe übersteuert die Politik diese Werte. Und das trifft den Kern jegliches Zusammenlebens.
Aus Vertrauen entsteht Misstrauen. Jean-Jacques Rousseau (Genfer Philosoph, Pädagoge, 1712-1778) sagte einmal: Wer Politik und Moral auseinander halten will, versteht von beidem nichts. Und, so ein ehemaliger Staatspräsident: Wenn alle Leute ehrlich wären, bräuchte man paradoxerweise auch keine Politiker. Dem ist nichts beizufügen.
Wahlsystem
Auf der höchsten Stufe ist einzig der Zentralpräsident, durch die Wahl der Sektions-Delegierten, direkt demokratisch «legitimiert». Die übrigen Mitglieder des Zentralvorstands werden durch die Sektionen selbst bestimmt. Analog zum Ständerat, welcher im Bund die Kantone, repräsentiert. Somit präsentiert sich das SKF-System analog dem Staatssystem Schweiz (Bund, Kantone, Bezirke, Gemeinden): SKF, Sektionen, Untersektionen/Stilgruppen, Dojo.
Dies war 1979, bei der Gründungsversammlung des heutigen Dachverbandes, die Voraussetzung zur Konstituierung der SKF. Bis heute garantiert sie die institutionelle Stabilität der SKF.
Wahlen
Grundsätzlich sind Wahlen etwas Positives. Man gibt Persönlichkeiten eine Chance etwas für die SKF zu bewegen. Diese in der ersten Liga zu halten oder in die erste Liga zu führen. Nichts weniger ist der Anspruch. Deshalb sollten sich nur Personen zur Wahl stellen die bereit sind, einen 110 prozentigen Beitrag zu leisten sowie die notwendige Zeit zu investieren.
In der SKF finden alle 2 Jahre Wahlen statt. Der «Branchenstandard Sport» sieht Wahlen spätestens alle 4 Jahre vor. Als maximale Amtszeit (eingeschränkte Vorgabe) gilt für das oberste Leitungsorgan (Zentralvorstand) 12 Jahre. Analysiert man die Amtsdauer bisherigen Leistungsträger hätten nach dieser Regelung exakt 10 Personen (Patrizia Birchler-Emery, Hakki Güldür, Marc Keller, Stephan Läuchli, Birgit Locher, Christian Mundwiler, Giuseppe Puglisi, Kaspar Reinhart, Bruno Trachsel, Roland Zolliker) vorzeitig ihren «Hut» nehmen müssen. 2025 wären SSK-Präsident Peter Glarner, 2027 SWKO-Präsident Thomas Risch «fällig».
In der NSK sind (Tommaso Mini war, charakterstark und erfolgreich, 30 Jahre in verschiedenen Funktionen engagiert) Bernhard Isenegger (26 Jahre!) und Daniel Brunner (15) «überfällig». Im orangenen Bereich heute Mirko Bisaro (12 Jahre). Handlungsnotstand gibt es jedoch nicht. Erstens gilt die Regelung hier nicht, zweitens können die Mitglieder einer Fachkommission (gerade aktive WKF-EKF Schiedsrichter) durchaus viele Jahre in ihrer Funktion bleiben da ihr Knowhow ausgewiesen ist.
Im Selektionsausschuss liegen Dominique Sigillo (24 Jahre) und Reto Kern (19 Jahren) unangefochten in Front. Auch sie müssen sich wenig «Abschiedsgedanken» machen. Auch ihr Knowhow ist durch ihre internationale und nationale Turnierpräsenz ausgewiesen.
Wahlen auf Distanz
Im Dezember 2024 standen die Wahlen in den Departementen an. Für die meisten Funktionen eine pro-forma Angelegenheit sind doch diese Leistungsträger und ihre Leistungsausweise bekannt. Nicht so bei erstmaliger Wahl. Üblich ist hier, dass eine Biografie, im besten Fall ein Motivationsschreiben vorliegt und die vorgeschlagene Person anwesend ist. Dem war nicht so. So wurde vom Zentralvorstand eine Wahl zum Departementleiter Sport zurückgewiesen.
Bei den Bereichen «Führungsstab, Kommission Werte» kann von einer Black-Box gesprochen werden. Es lagen weder Stellenbeschreibungen, Aufgabenkataloge noch Angaben zu den sich ergebenden Kosten (Honorare, Spesen u.a.) vor. Dies erstaunt, da die SKF seit längerer Zeit, mittels der Task-Force Finanzen, ein Sparpaket schnürt.
Fehlende Zivilcourage
Die Sitzung startete in Olten um 16.30 Uhr. Vorgesehen waren die Wahlen zwischen 20.00 und 22.30 Uhr. Effektiv fanden diese dann weit nach Mitternacht (als bereits einige Sitzungsteilnehmende abgereist waren) statt.
Über eine Funktion wurde in geheimer Abstimmung befunden. Dieses Vorgehen ist in der SKF für Abstimmungen/Wahlen an der Delegiertenversammlung möglich. Wurde jedoch nie praktiziert. Für den Zentralvorstand ist dieses „Weg-ducken“ nicht in den Statuten enthalten. Durch einen Ordnungsantrag kann jedoch dieses Vorgehen gewählt werden.
Die Gründerväter der SKF gingen davon aus, dass man für seine Meinung hinsteht, Charakter, Zivilcourage zeigt. Das dem nicht so ist, ein Armutszeugnis.
Da kann man nur vor den ehemaligen Sektionspräsidenten Alain Duport, Rolf Bähler, Hakki Güldür (alle SKU), Stephan Läuchli (SKR) den «Hut» ziehen, die sich (auch an den Delegiertenversammlungen) klar für oder gegen Personen aussprachen. Gekämpft wurde mit offenem Visier.
Geheime Wahlen lassen nur Unbefriedigendes zurück. Für die trotzdem gewählte Person stehen alle unter «Generalverdacht» sich gegen ihn gestellt zu haben. Eine tolle Ausgangslage für die anstehende Zusammenarbeit.
Koordinationsaufwand
Immer wieder wird für die bestehende Führung der sich erhöhte Koordinationsaufwand, nebst dem Tagesgeschäft, als Ursache für fehlende Effektivität und Effizienz angeführt. Trotzdem werden munter neue Positionen geschaffen. Aber nicht überall: Die Position der stimmberechtigten Vize-Präsidenten bleibt unbesetzt.
Neue Funktionen
Führungsstab (4)
Marc Keller (ehemaliger Vize-Präsident, Präsident Selektionsausschuss)
Dominique Sigillo (aktuell TK WKF-EKF, Supervisor WKF K1 Series A)
Rebecca Gross (neu Präsidentin Werte)
Thomas Hertig (ehemaliger J+S Verantwortlicher, neu Departementleiter Ausbildung)
Athletenkommission (5)
Elena Quirici, Yuki Ujihara, Nina Radjenovic, Pauline Bonjour, Lea Huber (mittlerweile aus dem Nationalkader zurückgetreten, ersetzt durch Yanik Timo Schertenleib). Anmerkung: Vorgeschriebene Kommission durch Swiss Olympic.
Kommission Werte (4)
Rebecca Gross, Präsidentin
Aurelia Golowin, Golowin Erik, Linda Schiesser (mittlerweile wieder ausgetreten)
Assistenz-Trainer Nationalkader Kata (2)
Franco Sacristiani, Yuki Ujihara
Projekte
Dazu kommen noch alle jene Personen die in die verschiedenen Projekte (u.a. Re-Vitalisierungsprojekte Bund; abzuschliessen bis spätestens 30. Juni 2025) involviert sind.
Leistungssport
Zu den bereits bestehenden Personen kommt neu Kaspar Reinhart dazu. Er übernimmt den bisherigen Stützpunkt von Hakki Güldür.
1-Nationaltrainer
Dragan Leiler, Franco Pisino, Demian Seiler (alle Kumite), Simone Posavec (Kata)
2-Stützpunktleiter
Aargau: Daniel Humbel
Basel: Giuseppe Puglisi (Trainerin: Elena Quirici)
Biel: Sigillo Dominique (Trainerin: Michelle Saner)
Burgdorf: Gereon Claudio
Genève: Vincent Longagna
Lausanne: Jean-Marc Schedel, Dr.
Luzern: Toni Roman (Trainer: Yannik Faes)
Lyss: Rudi Seiler (Trainer: Demian Seiler)
Ostschweiz: Reto Kern (Trainer: Kevin Kabashi, Raphael Iseli)
Neuchâtel: Franco Pisino (Trainer: Fabrizio Gelsomino)
Sion: Olivier Knupfer
Sursee: Piero Lüthold (Trainer: Raffael Lüthold)
Thun: Trachsel Bruno (Trainerin Iren Baumann)
Zürich: Kaspar Reinhart (Trainer: Yuki Ujihara)