Keine Alpha-Männchen
Ameisen sind eine Familie der Insekten innerhalb der Ordnung Hautflügler. Ihre Antennen sind die wichtigsten Sinnesorgane. Sie können damit Temperaturänderungen, Luftströmungen und den Kohlendioxidgehalt der Luft wahrnehmen.
Sie kommen in mehr als 20’000 Arten vor. Die ältesten Funde stammen aus der Kreidezeit (deren Ende ist gekennzeichnet durch einen Asteroideneinschlag auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan, der fast alle Tiergruppen und viele Pflanzengruppen eliminierte) und werden auf ein Alter von 200 Millionen Jahren datiert. Foto: National Geographic.
Ameisen sind sehr klein, haben winzige Gehirne. Im Laufe ihrer Entwicklung haben sie herausragende Fähigkeiten, darunter mehrere Algorithmen, zur Lösung verschiedener Herausforderungen entwickelt. Am Ende steht immer die beste Entscheidung zu den Herausforderungen
1-Nahrung
2-Wohn- und Strassenbau
3-Melken von Blattläusen (symbiotische Beziehung, dafür Schutz vor Fressfeinden)
4-Entsorgung von Müll
Erfolgskonzept der Ameisen: keine philosophischen Konzepte, nicht lange «studieren», einfach mal machen, vor allem mitarbeiten. Das ist in ihren Genen programmiert. Auch ihre Schwarmintelligenz. Alle mit- und nicht gegeneinander. Und sich immer wieder an der Basis einbringen.
Sie sind sofort bereit, ihr Verhalten zu ändern, wenn es neue Informationen gibt. Keine Ameise beharrt auf dem Gewohnten. Ameisen lernen unglaublich viel. Das macht sie so erfolgreich. Sie sind «situativ-variabel verfügbar». Arturo Hotz, der legendäre Trainerausbilder der SKF (1987-1994, später Supervisor des J+S Kernlehrmittel Karate) prägte damit die Sportlehrer- und Trainerausbildung.
Ameisen leben in Kolonien und bauen ihre «Häuser». Die kleinsten Kolonien haben ein paar Hundert Bewohner. Die grösste, man nennt sie die europäische Superkolonie der «eingewanderten» argentinischen Ameisen, zieht sich mehr als 6.000 Kilometer an der Küste entlang von Italien über Frankreich und Spanien bis Portugal. Hier leben Hunderte von Millionen Ameisen mit Tausenden von Königinnen.
Der europäische Siegeszug gelang ihnen, weil sie, in dem für sie fremden Lebensraum, ihr Verhalten änderten. Statt gegeneinander zu kämpfen, arbeiten sie zusammen, stellen sich in den Dienst des gemeinsamen Ziels.
Jammern ist nicht der Stil von Ameisen. Sie rufen auch nicht nach Therapien, Auszeiten. Ihr ganzes Wirken ist auf Vorbeugung, Stressvermeidung und Effizienz ausgelegt. Vorbildlich ihre Systeme für Viehzucht (Blattläuse), Ackerbau (Pilze), klimatisierte Behausungen, Toilettenanlagen und Gesundheitssysteme. Tipp für die Spezies Homo Sapiens: Sport treiben, vor allem ambitioniertes Joggen, baut die Stresshormone Kortison und Adrenalin ab.
In ihren «Häusern» bringen sie desinfizierende Harztropfen an. Die Frischluftzufuhr und die Abfuhr erfolgen durch eigens angelegte Entlüftungsanlagen. Wildpinkeln ist unerwünscht, dafür gibt es eigene Latrinen.
Für den Ernstfall gibt es ein Notrufsystem, verletzte Ameisen stossen einen chemischen Alarm aus, der sofort ein Rettungssystem aktiviert. Die Sanitätsameisen versorgen Wunden wirksam mit antibiotischem Speichel und bringen die Patienten zurück in ihre vertraute Umgebung.
Das Problem mit männlicher Konkurrenz, Pubertät, halbstarken Rüpeln, Streit und sexueller Belästigung haben die Ameisen radikal gelöst. Es gibt nur wenige Männer auf Zeit. Und damit keine «Wettbewerbe», Statusfragen, «Testosteron-Ausbrüche» auf den Tatamis und Missgunst bei höheren Dan-Graduierungen.
Die wenigen Männchen werden von den Arbeiterinnen (diese sind geschlechtlos, leben 2-3 Jahre) «hochgefüttert», damit sie beim Hochzeitsflug eine Jungkönigin begatten können. Danach sterben sie und fallen nicht weiter unangenehm auf. Sie sind fliegende Spermapakete, sonst nichts. Das ist nicht schön für die Männchen, stabilisiert jedoch das ganze System.
In den «Wohnungen» gibt es keine Chefs (und damit auch keine «Delegationsweltmeister» die Funktionen einnehmen, die Arbeit jedoch anderen überlassen), alle im Team tragen die gleiche Verantwortung für das Wohlergehen des Betriebs. Die Königinnen, die 25 Jahre alt werden können, haben nichts zu melden. Sie haben lediglich ihre Reproduktionsrate zu erfüllen. Kein Chaos zu veranstalten.
Die Arbeiterinnen, analog zu den Zentralen Diensten, schmeissen den ganzen Laden. Die jüngeren füttern die Königin, putzen die Wohnung und pflegen die Brut. Die älteren besorgen die Nahrung. Und die ältesten ziehen in den Krieg, falls ein anderes Volk in die Nähe kommt.
Der Ameisenstaat hat auch Spezialeinheiten. Diese machen auch Jagd auf Termiten. Diese lassen sich jedoch ungerne fressen und verteidigen ihre Gebiete mit wehrhaften Soldaten. Dies erfordert von den Ameisen eine durchdachte Planung, Risikoabwägungen und mutige Entscheidungen. Spione erkunden das Zielgebiet. Sobald sie ihre Beute entdeckt haben, übernimmt eine Ameise das Kommando und die «Grenadiere» rücken aus. Ein spezialisiertes «Pionierkommando» schlägt Breschen in die Verteidigungslinien der Termiten. Dann rücken die beweglichen Einheiten vor. Verletzte Kämpfende werden von den Sanitätseinheiten geborgen und in Sicherheit gebracht. Das geht schnell, ohne Diskussion. Keine Workshops.
Wenn es um einen grösseren Umzug geht begutachten einige hundert Ameisen die neue Location. Finden diese sie alle gut, erfolgt der Umzug. Die betriebliche Mitbestimmung, nicht betriebliche Verfügung sorgt für Motivation.
Ansonsten geht es im Ameisenstatt zu wie in der SKF. Eine Minderheit hält den Laden am Laufen, der Rest schaut zu. In manchen Völkern sind das bis zu 70 Prozent. Die hängen einfach ab.
Im Notfall kann jedoch die schlafende Armee blitzschnell aktiviert werden, gegen Feinde in den Krieg ziehen oder nach einer Überschwemmung beim Umzug aufs Trockene helfen.
Im Gegensatz zum Menschen bauen die Ameisen im Ruhezustand keine Muskeln ab. Sie sind nach dem Weckruf in der Lage, unverzüglich bis zum 40-fachen ihres Eigengewichts zu schleppen.
Die Ameisengesellschaft kann sich ihre «Chillenden» locker leisten. Sie kosten fast nichts, weil sie kaum Energie verbrauchen. Im Gegensatz zum Menschen müssen die wechselwarmen Ameisen ihren Körper nicht unnötig auf Temperatur halten. Sie sitzen kühl und bewegungslos in ihrem Zuhause herum. Sie müssen nicht einmal essen. Und sind trotzdem relevante Akteure im System. Niemand wird gefeuert. Keine Turnier-Organisatoren, keine Stützpunkte dezimiert.
Sie haben nur kleine Hirne und trotzdem sind uns ihre «unideologischen» neurobiologischen Prozesse überlegen. Der Betriebsfrieden bleibt erhalten. Und die Organisation hat Reserven für die Zukunft.