Karate spaltet den Kopf mit einem Schlag
🇨🇭Roland Zolliker, Karatebeginn 1971. Eröffnung Dojo Bushido Baden 1975. Zentralpräsident SKF 1988-2022.
Der Ruf des Karate, vor allem mit dem Aufkommen von professionellen Schulen, wies in den in den 60iger bis Mitte der 70iger Jahre, zeitweise irreparable Schäden in der Öffentlichkeit auf.
Dazu trugen auch die Filme des legendären Bruce Lee (27.11.1940 – 20. Juli 1973, u.a. 1972 «Todesgrüsse aus Shanghai», «die Todeskralle schlägt wieder zu», 1973 «der Mann mit der Todeskralle», bei. Trotzdem: Er war für unsere Generation wichtig. Alle wollten Bruce Lee sein. Das Nunchaku, heute in der Schweiz (nach Art. 4 Abs. 1 Bst.d WG) als Waffe eingestuft, hatte Hochkonjunktur.
So war die Anerkennung als Sportart auch in der Schweiz ein langwieriger Weg mit vielen Hindernissen der Behörden, der Ablehnung durch die etablierten Sportarten. Insbesondere die damaligen Verantwortlichen im Judoverband taten alles, um der aufstrebenden Sportart Karate den Weg zu versperren. Wenn man davon ausgeht, dass das Jahr 1963 (Aufnahme in den Schweiz. Judoverband) als Startpunkt einer strukturierten Karate-Organisation gilt, dauerte es von diesem Datum an 23 Jahre zur Aufnahme in den damaligen Landesverband für Sport (SLS), nach dreimaliger Ablehnung, im Jahr 1986. Bis zur Anerkennung als J+S Fach, 1995, waren es 32 Jahre und bis zur Berufsanerkennung Karatelehrer mit eidg. Fachausweis (2012) sage und schreibe 49 Jahre. Das eidg. Diplom «Sportartenschulleiter», 2015, 52 Jahre später.
Dazu trugen vor allem die negativen Schlagzeilen in der deutschen Presse bei die auch den Weg in die Medien und Behörden der Schweiz fanden:
Einige Beispiele (Ausschnitte):
«Karate – Kampfsport oder Killerhandwerk?»
Auf dem Bildschirm erscheint ein Mann mit dem schwarzen Meistergürtel. Er zertrümmert Bretter und Ziegelsteine mit der blossen Hand und kommentiert, dass seine Hände jeden Gegner vernichten könnten, dass er Karate zeigt, die „Kunst des lautlosen Tötens“. Der Mann lehrt Karate um davon zu leben. Sein Gewerbe ist angemeldet, er darf und muss werben um seine Schülerzahl konstant zu halten. Er hat deshalb seine eigenen Reklamemethoden. Die Selbstverteidigung steht im Vordergrund. „“Töten oder getötet zu werden“, „in 24 Stunden unbesiegbar“, „werden auch sie ein Terror Fighter“ sind einige der Werbeslogans, mit denen er inseriert und auf Plakaten junge Menschen anspricht. Karate für Jedermann. Man ist nicht so genau mit der Auslese – schliesslich betreibt man Karate als reeles Geschäft.
Die SKR lehnt bis heute „professionelle“ Dojo, Berufstrainer ab. Bemerkenswert, dass gerade ihre Organisation durch den vermutlich ersten Profi der Schweiz, Koichi Sugimura (24. März 1940 – 9. März 2020) nachhaltig, ab 1967, aufgebaut wurde. Später zusammen mit Toni Romano, der später die Swiss Karate Tomokai gründete.
In Turnhallen spielen sich seit einiger Zeit merkwürdige Szenen ab. Weissgekleidete Jünglinge strapazieren sich gegenseitig mit Fusstritten und Handkanten-Schlägen. Fäuste drehen sich ruckartig in Magengruben, Zehen und Finger landen klatschend in Gesichtern. Diese Szenerie gehört keineswegs zur Bühnenprobe einer Mickey-Spillane Aufführung. Nach glaubwürdigen Versicherungen handelt es sich um einen Sport. Er heisst Karate. Freilich kommt er den literarischen Knallszenen von Gangster-Romanen bedenklich nahe.
«Karate das grosse Geschäft mit den Schreckenskämpfern»
Mit grossem Unbehagen verfolgen die zuständigen Behörden (Deutschland) schon seit einiger Zeit das Anwachsen einer neuer Bewegung, die sie sich mehr und mehr zu einer Gefahr für die öffentliche Sicherheit zu entwickeln droht. Dennoch schreiten die Behörden nicht ein. „Solange nichts passiert, haben wir keine Handhabung“, erklärte ein hoher Beamter des Düsseldorfer Innenministeriums. Gegenstand des allgemeinen Unbehagens ist die neue Sportart Karate.
«Wenn die Handkante zur Axt wird»
„Töten oder getötet werden“, „in 24 Stunden unbesiegbar“, „werden auch sie ein Schreckenskämpfer“– zur optischen Untermalung der Werbe-Slogans wird ein Mal gezeigt, der mit der Handkante Bretter und Ziegelsteine zertrümmert. „das bis zum zweiten Weltkrieg von Japan ängstlich gehütete Geheimnis des Nahkampfes ohne Gnade steht auch Ihnen offen, lernen Sie Karate“, springt einem marktschreierisch aus manchen Inseraten und Plakaten entgegen, stösst den zivilisierten Menschen ab! Lockt die Typen mit der finsteren Phantasie. Publikationen, vor allem Illustrierte, die sich das sittliche Wohl und Wehe des Volkes so gerne angelegen sein lassen, sparen den auch nicht mit warnenden Artikeln: „Karate – Killerhandwerk “ oder „Erziehung zum Schläger und Mörder“, so und ähnlich konnte man es noch vor einigen Wochen lesen.
Zuletzt flatterte uns ein Prospekt auf den Redaktionstisch. „Lieber Schreckenskämpfer! Sie sind soeben in eine verwegene Welt eingetreten. Weil Sie in kurzer Zeit einer der grössten, vernichtendsten Kämpfer unserer Zeit werden. Sie werden der gefürchteste Mann in ihrer Nachbarschaft sein …“.
Seit einigen Monaten ist nunmehr jeder Bürger in der Lage, sich selbst in seinen eigenen vier Wänden zum Karatekiller auszubilden. Fernkurse bringen ihm das Nötige bei. Jeder kann sie bestellen: Vorbestrafte, Unbestrafte, Ahnungslose, Hemmungslose. Postkarte genügt. Der Lehrmeister, genannt Joe, schreibt: „Lieber Schreckenskämpfer! Sie sind soeben in eine verwegene Welt eingetreten! Weil Sie in kurzer Zeit einer der grössten vernichtendsten Kämpfer unserer Zeit werden. Sie werden der gefürchteste Mann in Ihrer Nachbarschaft sein ….“ Killer-Joe schreibt weiter: „Meine Geheimnisse sind so erstaunlich, so unglaublich, so gewaltsam unbarmherzig, dass sie Ihnen eine Gänsehaut bereiten werden.“
„… Verwandeln Sie Ihre Fäuste in schreckliche Waffen der Zerstörung …. Egal, wie klein und schmächtig Sie sein mögen, ich garantiere Ihnen, dass Sie in kürzester Zeit in der Lage sein werden, vier- und fünfzöllige Bretter zu zerbrechen mit einem Schlag Ihrer blossen Hand. Sie brauchen nicht gross und schwer zu sein, um die Tötekunst des Karate zu beherrschen“. Killer-Joe versichert, dass die Finger des Menschen eigentlich Speere seien, die Hände eigentlich Äxte, die Fäuste im Grund genommen Schmiedhämmer. Wie man Speerfinger züchtet? Indem man stundenlang, tagelang, monatelang und immer geduldig die Fingerspitzen stählt und zwar durch dauerndes stossen derselben in eine Kiste mit gewöhnlichem Salz. Fortgeschrittene härten die Fingerkuppen danach auf Reiskörnern weiter, schliesslich gar auf trockenen Bohnen. Die Handkante ihrerseits wird zur Axt durch Schläge auf ein Holzbrett. Wer dadurch erst mal eine Hornhaut an der Handkante hat, kann sich an einer menschlichen Stirn versuchen. Joe meint: “ Sie werden den Kopf Ihres Angreifers spalten mit diesem schrecklichen Schlag.“
Damit die Tötehand aber stets und ständig und nicht nur während den Übungsstunden fortgebildet werde, empfiehlt: „Bilden Sie tötende Karatekraft in Ihren Händen, Fingern, Handgelenken und Unterarmen, indem Sie immer zwei Tennisbälle mit sich tragen, wohin sie auch gehen, und versuchen Sie, diese flach zu quetschen“
«Tödliche Karateschläge»
In London wurde ein 20 Jahre alter Karate-Lehrer zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt, der einen jungen Mann in drei Sekunden mit sieben Karateschlägen getötet hatte. Zur Entschuldigung führte er an, er übe die ostasiatische Kunst der Selbstverteidigung als „Weltanschauung“ aus, die für ihn einen Kampf auf Leben und Tod mit einschliesse.
Darauf forderte im britischen Unterhaus der Labour-Abgeordnete Goerges Rhodes die Regierung auf, die Mitglieder der immer zahlreich werdenden Karate-Klubs einer strengen Kontrolle zu unterwerfen, weil sich dort „immer mehr Gauner und Banditen in der Kunst des lautlösen Tötens unterrichten lassen“. Der Abgeordnete verlangte, dass sich alle rund 150 Klubs mit ihren nahezu 10 000 Mitgliedern registrieren lassen und ihre Mitgliederlisten der Polizei vorlegen müssten.
«Karate in Verruf»
Eine neue „Masche“ bereichert in jüngster Zeit die Abenteuerfilme: Karate … Kriminelle und Kriminalisten, Schläger, Killer und Spione der Leinwand bedienen sich neuerdings einer modernen „Waffe“: Mit wohlgezielten und knallharten Fussstössen und Handkantenschlägen strecken sie ihre Gegenspieler k.o. zu Boden. Bildberichte informieren uns: Sogar „zarte“ Königsarme zerschlagen Backsteine mit dem Ellbogen oder der blossen Hand, andere Kämpen brechen Stösse von Dachziegeln mit dem Kopf in Stücke. Fernlehrgänge versprechen: „in 20 Stunden unbesiegbar!“ Teils ängstlich, teils staunend fragt sich etwas ratlos der Kinogänger und Zeitungsleser: ist dieses legendäres Karate nun eine königliche Kampfkunst oder ein gefährliches Werkzeug dunkler Elemente?
«Antwort der Dozenten des Wadham College, Oxford, auf ultimative Studentenforderungen»
Liebe Gentlemen, wir nehmen Ihre Drohung zur Kenntnis, dass Sie, falls Ihre Forderungen nicht sofort akzeptiert werden, das ergreifen werden, was Sie „direkte Aktionen“ nennen. Wir finden es nur fair, Ihnen mitzuteilen, dass unserem Lehrkörper drei Experten in chemischer Kampfführung, zwei ehemalige Angehörige von Kommandotruppen, erfahren im Umgang mit Dynamit und der Folterung von Gefangenen, vier Scharfschützen für Pistole und Gewehr, zwei ex-Artilleristen, ein Träger des Viktoria-Kreuzes, vier Karate-Experten und ein Kaplan angehören. Wir sehen mit Vertrauen dem entgegen, was Sie eine „Konfrontation“ nennen, wir erwarten es geradezu mit Vorfreude.“