Montag,28. April 2025
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Der Experte

🇨🇭 Roland Zolliker

Im März 2009 gab uns der ausgewiesene WKF-Turnierexperte S. die Ehre, wieder einmal ein Swiss Karate League Turnier zu besuchen, um mal zu schauen, wie sich denn die SKF im Turnierbereich so entwickle. Dabei kam der Fachmann S. – ohne eigenen SKF-Leistungsausweis oder Engagement – aber durch das Hören-, Weiter- und Nachsagen zu ganz erstaunlichen Feststellungen. Da waren doch tatsächlich elektronische Anzeigetafeln im Einsatz, die – nach seinem scharfsinnigen Urteil – eigentlich das Turniergeschehen unterstützen sollten und nicht durch ihr Pfeiffen die Kämpfer und Schiedsrichter ablenken sollten. Foto: Schiedsrichter SM Ippon Shobu 2009.

Was ihn aber erstaunte war die Tatsache verschiedener Vorkommnisse die, seiner fundierten Meinung nach, eigentlich einem professionell organisierten Event eher schaden als nützen. Aus diesem Sachverhalt, so Experte S., schliesse er daraus, dass das Publikumsinteresse – und sogar von den Athleten (Anmerkung: am Turnier waren 809 Karateka aus 93 Dojo mit 1225 Starts aktiv) eher bescheiden als gering war. Als Präsident, Trainer, J+S Leiter und nicht zuletzt als Verantwortlicher für seine Athleten möchte er gerne zu einigen Sachverhalten meine Meinung damit er sie Einordnen und entsprechend dokumentieren könne. Eigentlich ein vernünftiges Anliegen, auch wenn er hier als Vertreter eines, bis heute No-Name Dojo, ohne jegliche nennenswerte Erfolge im Turniersport, auftrat.

Unfassbares beobachtete sein gut geschultes Auge. Da gab es Schiedsrichter, deren Namen bekannt seien, aber aus Gründen des guten Anstandes natürlich nicht erwähnt wurden, die plötzlich, auf die zwar gute Idee kämen, Kaffee zu trinken und dafür mitten im Wettkampf – man stelle sich das vor – eine Pause von 5-10 Minuten einlegten. Aber geben wir doch den Originalwortlaut unseres Experten, im J+S brachte er es immerhin zum Leiter, wieder:

Die Athleten, die sich aufgewärmt hatten, unter Anspannung standen und sich versuchten auf den Kampf zu konzentrieren mussten von der Kampffläche runter und warten. Das ist doch sehr befremdend und zeugt von wenig Professionalität. Auf einer andern Wettkampffläche wurde ein Karateka k.o. geschlagen. Der Arzt hatte genau 4 Minuten und 25 Sekunden, um dort zu erscheinen obwohl mehrmals aufgerufen worden. Im Boxen wird nach 10 Sekunden der Kampf abgebrochen wegen ko. Auf dieser Kampf Fläche erholte sich der Athlet nach 3 Minuten halbwegs wieder von seinem k.o. und der Arzt hat den Kampf wieder frei gegeben. Dieser Arzt entspricht überhaupt nicht den Wettkampfregeln und sollte eigentlich für solche Anlässe nicht aufgeboten werden, wenn er den Aufgaben nicht gewachsen ist. Aus medizinischer Sicht ist es eine unzureichende Betreuung der Athleten und gefährlich für einen Kampfsport.

Auf der gleichen Wettkampffläche hat der Hauptschiedsrichter (Name bekannt und gefilmt) mehrmals seine Kollegen ignoriert und Punkte die im Doppelpack angezeigt wurden nicht gegeben. Auch wurden dort andere Wertungen einfach überschaut und so getan als wenn niemanden etwas angezeigt hätte. Eigenartiges Verhalten der Richter und zeugt doch von einer guten Portion Inkompetenz. Auf einer anderen Wettkampffläche wurde ein ziemlich heftiger Kontakt an einem Athleten nicht verwarnt, obwohl der Treffer so über eine Distanz von gut 8- 10 Meter zu hören war. Dieser ging sogar auf den Kopf und nicht etwa auf den Körper. Statt dessen wurde der Getroffene verwarnt weil er sich weggedreht hat. Aber wenn mich nicht alles täuscht ist ein Treffer immer ein Treffer, der Abdruck in schönstem Rot war sogar zu sehen und müsste natürlich auch beim Schlagenden zu Konsequenzen führen. Foto: Die nachmaligen Europameisterinnen Fanny Clavien (EM 2008/11/14) und Jessica Cargill (2013) im „In-Fight“.

Ich leitete das an den Tatami-Verantwortlichen weiter. Dieser antwortete prompt:

Ich möchte gern an S. eine Antwort geben. S. hatte am vergangenen Sonntag eine „makro-Brille“ an! Er sah und filmte anscheinend alles, was seiner Meinung nach negativ war! Es ist Zeit, dass wir solche „Miesmacher-Stimmungs-Experten“ unsere Meinung sagen.

Einen Tag nach Eingang der S.-Kritik antwortete der Tatami-Chef Schiedsrichter wie folgt: Eigentlich hätte ich absolut keine Lust diese Stellungsnahme zu schreiben, aber mir ist es wichtig die Sachlage fair und transparent für alle Beteiligten darzustellen. Nun zu deinen Punkten:

Punkt 1/Kaffee Pause auf einer Kampffläche“:
Du schriebst „ die Namen sind bekannt“ und stellst es dar wie wenn sie weiss Gott was angestellt hätten! Du hättest meinen Namen schreiben können, habe kein Problem damit. Wir waren „wahrscheinlich“ die unprofessionellen Übeltäter! Ich habe die Kaffeepause angeordnet, was war da falsch? Wir hatten nach 3 Stunden Dauereinsatz, weil wir nur sechs Schiedsrichter waren, eine kleine Unterbrechung nötig! Falls du wirklich meine Kampffläche meinst, dann ist deine Aussage unwahr! Wir haben zwar kurz unterbrochen aber nicht wie du berichtest 5 – 10 Minuten! Es waren höchstens 1-2 Minuten! Die betreffenden Sportler wurden von mir persönlich informiert über die kurze Unterbrechung. Ich frage mich, wo soll „zu wenig Professionalität“ gewesen sein! Den Kampfrichtern eine kurze Pause zu gönnen oder solche unqualifizierte und aufgeblähte Äusserungen zu schreiben wie du mit deinem Email!

Punkt 2/Verbandsarzt:
Kann ich nicht beurteilen, unser Verbandsarzt ist ein sehr kompetenter und erfahrener Sportarzt. Er leistet wertvolle Arbeit und ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Schilderung stimmt! Am besten besprich es mit ihm direkt “ face to face„.

Punkt 3/ Schiedsrichter Wertungen:
Die Rechte und Pflichten vom Haupt – Seitenkampfrichter sind genau definiert und formuliert im Artikel 12 vom WKF Reglement. Das Prozedere wann mit wie viel Flaggen der Kampf unterbrochen wird, ist in den Erklärungen; I bis XII genau definiert. Zu deiner Information: falls zwei Seitenkampfrichter eine Wertung zeigen, ist der Hauptkampfrichter nicht verpflichtet den Kampf zu stoppen und handelt vollkommen gemäss Reglement! Deine Äusserung, der Hauptkampfrichter wäre inkompetent gewesen, ist schlicht und einfach eine Frechheit und zeigt, wie deine Kenntnisse vom Reglement sind. Es ist pure Ignoranz Fachleute zu beleidigen und beurteilen und selber sich nicht die Mühe zu machen das Reglement zu lesen!

Punkt 4:
Falls ich es verstanden habe, was du schilderst war dies ein Fall von MUBOBI. Artikel 8 Erklärung XVII definiert ebenfalls diesen Fall. Das Kampfgericht hat genau nach Reglement gehandelt. Kritik, falls fair und konstruktiv ist immer willkommen, wir Schiedsrichter sind selber sehr kritisch und lernen schnell aus Fehler. Deine Äusserungen ist jedoch keine begründete Kritik, es ist vielmehr eine Art „schlechte Stimmung“ zu verbreiten, „Feindbild Schiedsrichter“ aufbauen und sogar dokumentieren was alles schief läuft in den Schiedsrichter Entscheidungen. Obwohl du vom WKF-Reglement keine blasse Ahnung hast! Für mich ist so ein Verhalten anmassend und überheblich.

Sursee war eine schöne und grosse Karate Top-Veranstaltung, die professionell organisiert wurde und von Schiedsrichter – Coach – Sportler mit ihren Leistungen unterstützt wurde. Am Samstag waren 813 Sportler am Start, mit ca. 3120 Minuten Wettkampf, die auf 6 Tatami von 41 Schiedsrichter mit fast Dauereinsatz geleitet wurden. Vom 07:45 bis 20:15 Uhr am Sonntag sind 431 Sportler am Start gewesen, wir hatten ca. 813 Minuten Wettkampf die von 36 Schiedsrichter von 07:45 bis 17:15 geleitet wurden. Auf 6 Tatami. Es waren sehr wenige Unfälle und Verletzungen, und abgesehen von Kleinigkeiten war dies eine schöne Veranstaltung.

Ich werde an unserem nächsten Schiedsrichterkurs selbstverständlich dein „Feedback“ an unsere Schiedsrichter weiter geben in dem ich deine Mail vorlesen werde.

Darauf antwortete der Experte nochmals und wies erneut auf die Inkompetenz der Schiedsrichter hin.

In einer Replik wies ich darauf hin, dass halt je nach «Blickwinkel» die Ansichten verschieden sind. Die Antwort kam wieder postwendend: Ich erwarte eigentlich von allen Leuten einen passenden Umgangston auch bei Kritiken. Da ich weiss, dass in der SKF “normalerweise“ ein anderer Ton herrscht nehme ich an, dass dies in Zukunft auch wieder so sein wird.

Das war das letzte «Lebenszeichen» des Experten. Er tauchte nie mehr an einem SKF-Turnier auf.

Folge 2 aus dem Leben der SKF

Reta Duverney Mitte der 2000er Jahre: kurzen Prozess