Mittwoch,31. Dezember 2025
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Danke Christian Mundwiler – Karateka mit Leidenschaft

🇨🇭 Roland Zolliker

Am 12. Dezember, in der dritten Adventwoche, hatte Christian Mundwiler, 7. Dan, (CHM) seinen letzten «Auftritt» an einer Sitzung des SKF Zentralvorstandes. Verabschiedet und gewürdigt wurde er, in Anwesenheit von SKR-Präsident Dr. Marc Meienberger, von Zentralpräsident Erik Golowin. Seine Nachfolge tritt Lamberto Grippi an. Foto: Als Referee ESKA EM 2025, Portimao.

Begonnen hatte seine ZV-Karriere am Samstag, 9. August 2008. An diesem Datum fand das Meeting im legendären Hotel Royal-Savoy, Lausanne, statt. Eröffnet 1909, diente es als Rückzugsort für Persönlichkeiten aus aller Welt. Der ehemalige König von Thailand, Bhumibol Adullyadei (1927-2016), verbrachte ab 1933 seine Jugendjahre hier.

CHM trat die Nachfolge von Toni Romano an und war somit Delegierter der SKR.

An jener Sitzung, zusammen mit dem neu gewählten SKR-Präsidenten Stephan Läuchli (SKF ZV bis 2024), stehen Themen wie die SM Ippon Shobu in Riddes, die EKF-Elite-EM in Tallin, das 2. Claude Sittinger Memorial SKL-Turnier auf der Traktandenliste. Sowie die freudige Meldung, dass seine langjährigen Wegbegleiter Daniel Humbel und Giuseppe Puglisi ihre Trainerprüfungen in Magglingen mit Bravour bestanden.

2008 ist Weltfinanzkrise, Barack Obama wird zum 44. Präsidenten der USA gewählt, «Fearless» von Taylor Swift steht auf Platz 1. Es gibt keine K1 Turniere, keine namhaften Gelder von Swiss Olympic, das WKF-Sport-Karate (diese Bezeichnung verwende ich seit der Einführung der K1 Turniere ab 2011) ist noch nicht geboren.

Zusammen waren wir 14 Jahre lang im Zentralvorstand. Kannten uns seit der legendären Trainerausbildung Ende der 80iger Jahre mit Arturo Hotz in Goldiwil. 1990 schaffte es CHM auf das Titelbild der offiziellen schweizerischen Karatezeitschrift. 2012 gehörte er zu den ersten Karatelehrern, welche die Prüfung zum Karatelehrer mit eidg. Fachausweis bestanden.

Hochgerechnet nahm CHM an 70 Sitzungen des ZV teil. Dazu jeweils die Präsenz an den Delegiertenversammlungen und Workshops. Seine besondere Aufmerksamkeit galt dem Protokoll. Ultragenau. Jeder Buchstabe, jede Aussage musste am richtigen Ort stehen. Nach seinen Interventionen konnte ich sicher sein, dass alles seine Richtigkeit hat.

Wir haben zusammen vieles miterlebt, mitgestaltet und durchgekämpft. CHM vertrat seine Positionen immer offen und geradlinig und stand für seine Überzeugungen ein. Als ZV-Mitglied hatte er immer einen laufenden Spagat (analog dem Ständerat) zu bewältigen. Einerseits konsequent die Interessen seiner Sektion einzubringen und diese nachhaltig zu vertreten, anderseits auch die SKF als Gesamtes weiterzuentwickeln. Immer wieder Perspektivenwechsel zuzulassen und auszuhalten.

CHM hält eisern an den Ippon Shobu Traditionen fest. Turniere mit Schutzausrüstungen, erst recht noch in rot und blau, und jetzt noch «Helme» sind dem ehemaligen Spitzenkämpfer suspekt.

Er ist zu 100% Ippon Shobu – nein, zu 200%. Da konnte es schon einmal vorkommen, dass er eine ganze Schweizermeisterschaft annullieren wollte. CHM at his best. Dies war aber dann dem höchsten Ippon Shobu-Karateka, FDP Gemeinderat Stephan Läuchli, doch etwas zu viel «Tradition».

CHM gehört zur Gattung Karatekas «homo traditionalismus karategenis» mit der höchsten Wertschöpfung: Das Dojo am Leben zu erhalten, Kids erfolgreich auf ihrem Weg zu einer ersten Gürtelprüfung begleiten. Jahre später zu einer Dan- und J+S-Leiterqualifikation. Sportlich Talentierte zu Medaillen an internationalen und nationalen Meisterschaften. Er ist bis heute wöchentlich im Training aktiv, auch immer präsent an den verschiedenen Gasshukus. Am letzten SKR-Landestraining, in Lenzburg, bestand er, zusammen mit Daniel Brunner, die Prüfung zum 7. Dan. Herzliche Gratulation.

Wer viel trainiert, schwitzt, der muss auch viel trinken. So ist CHM auch immer wieder an den SKR-Grillfesten dabei. Die vorgängig «Bierfeste» hiessen und bis heute bei den «grauen Panthern» einen legendär-nachhaltigen Ruf haben.

Heute leitet er, zusammen mit Marcel Bachmann, eines der renommiertesten Dojos der Schweiz, den Verein Karatekai Basel. Geprägt und geführt, während 30 Jahren von Daniel Grabenstaetter, dem unvergessenen «Mister SKR».

Sein Karatestart ist 1976 mit 18 Jahren, nach zwei Jahren Jiu-Jitsu. Zahlreiche Titel am legendären Fujimura-Cup (ausgezeichnet mit 4 Giro-Flex Stühlen) präsentieren seine umfangreiche Kumite Bilanz. 1985 belegt er, als einziger Nicht-Japaner, am 1. Shoto World Cup in Tokyo, den 5. Kumite Rang. Von 1986-2000 brachte er sein Kämpfer-Gen, seinen Spirit als Nationaltrainer SKR ein.

1999, bei der 4. WSKA-Weltmeisterschaft, siegte das von ihm betreute Kumite-Team mit Elisabeth Walker, Andrea Zurfluh, Silvia Csaszar. Die heutige J+S Verantwortliche Michelle Saner belegte in der Kata Rang 3. Im Jahr 1992, 6. ESKA-EM, führte er das Männerteam (Pierre Ammann, Roger Gestach, Sandro Petrillo, Patrick Sprecher, Michael Baumann und Marco Conti) zum Titel.

1994 wurde dieses Team (29. EKF-EM, Birmingham) mit Pierre Ammann, Michael Baumann, Roger Gestach, Sandro Petrillo, Patrick Sprecher, dazu Vincent Longagna, Dominique Sigillo und Nicolas Zermatten) EM-Dritter. Bis heute, also 31 Jahre später, konnte nie mehr ein CH-Männer-Team eine Medaille gewinnen. 2019 ernannte ihn die SKR zu ihrem Ehrenmitglied.

Seine erfolgreiche Trainerlaufbahn verschaffte ihm viel sportliche Glaubwürdigkeit und Legitimation in allen Fragen des Leistungssports. Bis heute ist er an den Turnieren der SKL und Schweizermeisterschaften präsent. Hier lebt er vor, dass man, wenn immer möglich, sich ein eigenes Bild und einen eigenen Eindruck verschaffen sollte. Gespräche direkt vor Ort führen. Entscheidungen nicht abzustützen auf Aussagen Dritter, vom Hörensagen.

Mit CHM verlässt einer der «alten Garde» den Zentralvorstand SKF. Als langjähriges Mitglied hat er mit seinem Wirken, seinen Zusagen zu grossen Projekten der SKF (u.a. die beiden EKF-Europameisterschaften Kloten/2011 und Zürich/2015), der Karateszene Schweiz, ausserordentlich Gutes getan.

Er wird sich weiterhin mit voller Kraft für das traditionelle Karate einsetzen. Mit aufrechter Haltung, beharrlich, prinzipientreu. Ein wahrer Eidgenosse. Wie damals als Werner Stauffacher, Walter Fürst und Arnold von Melchtal die Grundlage für unsere heutige Schweiz legten.

Für alles, was vor Dir liegt nur das Beste! Ad multos annos.

Herzlichen Dank Christian Mundwiler!

Roland Zolliker, Ehrenpräsident
Zentralpräsident 1988-2022